Zum Katastrophen-Hilfseinsatz in Banda Aceh Januar bis März 2005
Obwohl dies der bislang größte humanitäre Auslandseinsatz der Bundeswehr war, ist in den Medien relativ wenig darüber berichtet worden.
Unser Einsatzgebiet war die Provinz Aceh an der Nordspitze Sumatras, die in unmittelbarer Nähe des Epizentrums lag und deswegen von dem Tsunami am verheerendsten getroffen wurde. Die nach Messung unserer THW-Geologen bis zu 36 Meter hohe Welle zerstörte in wenigen Minuten die betroffenen Küstengebiete weitgehend. Sie hinterließ in Aceh ein unbeschreibliches Bild an Verwüstung, mindestens 200.000 Tote, zigtausende Verletzte und Verkrüppelte, über 400.000 obdachlose Menschen und unzählige Waisenkinder.
Wir waren als Reservisten Teil des Einsatzkontingents Humanitäre Hilfe Südostasien des Kommando SES (Schnelle Einsatzkräfte Sanitätsdienst) der Bundeswehr.
Wir haben dort das von der Flutwelle zerstörte General Hospital der Provinzhauptstadt Banda Aceh zunächst in seiner Funktion ersetzt, zugleich den Wiederaufbau unterstützt, die deutschen Hilfslieferungen an Einrichtung und Geräten koordiniert und in das Haus integriert sowie das indonesische Fachpersonal, das nach und nach eintraf, in die neuen Räumlichkeiten und Geräte eingewiesen.
Dazu betrieben wir das mit großem Transportaufwand mitgebrachte und zunächst in Zelten arbeitende Luftlanderettungszentrum mit 2 OPs, 4 Intensivbetten, 20 Pflegebetten, Röntgen, Labor, Notfallaufnahme und Ambulanz, sowie 2 Rettungs- und 6 Krankentransportwagen.
Auf See wurden wir durch ein Versorgungsschiff der Bundesmarine unterstützt, das neben zwei Großraumhubschraubern ebenfalls ein Rettungszentrum an Bord hatte.
Weitere Aufgaben waren u.a.:
Impfungen und medizinische Basisversorgung in den Obdachlosenlagern, Waisenhäuser sowie (per Hubschrauber) in den weiter abgelegenen Orten längs der zerstörten Küste.
- Durchführung/Überwachung von Maßnahmen zur Seuchenbekämpfung, insbesondere der Wiederherstellung und Überwachung der Trinkwasserversorgung in Zusammenarbeit mit dem THW sowie der Ungeziefer- und Moskitobekämpfung in Zusammenarbeit mit der WHO.
- Weiterhin oblag uns die Sicherstellung der medizinischen Versorgung für die Mitarbeiter aller ausländischen Hilfsorganisationen, was einige Zusatzarbeit bedeuteten.
Zum 18. März verließ die Bundeswehr als letzte Truppe die Region Aceh. Zuvor waren schon die Australier, Neuseeländer und US-Amerikaner abgezogen, mit denen wir sehr gut zusammengearbeitet hatten.
Nach all den Wochen Dauereinsatz flogen wir mit gemischten Gefühlen nach Hause. Zum einen hatten wir sehr viel geleistet – bei Temperaturen von über 40 Grad im Schatten, nahezu 100% Luftfeuchtigkeit, und ständigen, teils heftigen Nachbeben, die uns oft den Schlaf raubten – zum anderen hatten wir so viel Leid, Elend, Zerstörung und Tod gesehen, dass uns trotzdem unser Beitrag eher bescheiden vorkam.